Die Frage, wann und ob Babys einen festgelegten Tagesablauf benötigen, leitet immer wieder zu Diskussionen an.
Viele Familien profitieren von einem geregelten Tagesablauf, ja manche Babys brauchen ihn sogar, um sich in der Welt zurechtzufinden. Denn ein fester Tagesablauf verleiht dem Baby Sicherheit und Bewusstheit darüber, dass bestimmte Aktionen zu bestimmten Zeiten geschehen. Dies schafft Vertrauen und Geborgenheit.
Andere Familien hingegen wollen sich nicht von einer Regelhaftigkeit einengen lasse und bleiben lieber flexibel.
Heute möchte ich euch gerne erzählen, warum wir uns letztendlich für einen strukturierten Tagesablauf entschieden haben.
Warum wir einer Routine folgen
Als ich mit Minimann schwanger war, empfahl mir eine liebe Freundin das Buch „The new contented Little Baby Book“ von Gina Ford. Hier beschreibt die Autorin, wie (frischgebackene) Eltern mit ihrem Kind zu einer dem jeweiligen (Wochen-)Alter des Babys entsprechenden Routine finden können. Ich blätterte ein wenig in diesem Buch herum, konnte aber überhaupt nichts damit anfangen und gab es dankend wieder zurück.
Als unser Minimann dann da war, wurde das Gefühl der Freude und des Stolzes über das neue Baby auch vom Gefühle der Erschöpfung und Frustration begleitet. Denn der kleine Mann wollte Nachts alle 1,5 Stunden gestillt werden und auch tagsüber hielten die Stillpausen nicht lange an. Somit war ich nach einigen Wochen mit meinen Kräften am Ende und wusste weder ein noch aus. Dazu kam noch, dass ich nach der Schwangerschaft sehr starke Rückenprobleme und Gelenkschmerzen bekam, die den Schlafmangel und die Lebensumstellung mit Baby auch nicht gerade vereinfachten.
Ich sprach mit verschiedenen Leuten, darunter meiner Hebamme und unserer Kinderärztin, über unser Problem und beide waren der Meinung, dass ein routinierter Tagesablauf sowohl unserem Minimann als auch uns helfen könnte, die Stillzeiten und somit auch den Tagesablauf generell besser in den Griff zu bekommen.
Also kaufte ich mir doch das Buch von Gina Ford, das mir meine Freundin empfohlen hatte. Und plötzlich ergab alles für mich einen Sinn. Heute weiß ich, dass ich erst meine eigenen Erfahrungen als Mama machen musste, um dieses Buch zu verstehen.
Gina Ford nennt drei Punkte, die für einen routinierten Tagesablauf und ein zufriedenes Baby wichtig sind:
- Das Baby sollte tagsüber genügend Mahlzeiten zu sich nehmen
- Zwischen Trink- und Schlafphasen sollte das Baby genügend Wachphasen/Spielphasen haben
- Je nach dem, wie alt dein Baby ist, braucht es eine gewisse Stundenanzahl an Tagesschläfchen, damit es auch Nachts besser schlafen kann
Fazit: Je besser das Baby tagsüber trinkt und regelmäßige Schläfchen hält, desto ruhiger werden auch die Nächte und desto zufriedener sowohl Baby als auch Eltern.
Während der Einführung der Routine habe ich also drei wirklich wichtige Dinge über mein Kind gelernt:
- Minimann ist durch das bisherige Stillen nie richtig satt geworden
- die strikten Schlafenszeiten halfen uns und ihm, bald alleine einschlafen zu können
- der immer gleiche Tagesablauf half uns allen, trotz einem Zeitplan flexibler zu werden!
Kurz zum Thema Stillen
Die kontroversen Lager über das „Stillen nach Bedarf“ und „Stillen nach festen Zeiten“ sind groß und immer wieder findet man hitzigen Disksussionen im Netz darüber, welches nun der rechte Weg wäre.
Ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung sprechen und sagen, dass das „Stillen nach festen Zeiten“ bei uns wesentlich besser funktioniert hat als das „Stillen nach Bedarf“. Denn erst nachdem ich auf „das Stillen nach festen Zeiten“ umgestellt hatte, wurde mir bewusst, dass unser kleiner Minimann bisher einfach immer viel zu kurz getrunken hatte, um richtig satt zu werden. Er trank von jeder Brust ca. 10 Minuten, bekam aber so nur die Vormilch und nicht die eigentliche, sättigende Milch.
Also stoppte ich die Stillzeiten mit einer App und ließ den Kleinen ca. 20 Minuten an der einen Brust trinken, bevor er zur anderen wechselte, auch wenn er dann nicht mehr die ganze Brust leerte. Und tatsächlich wurde mein Sohn dadurch deutlich satter.
Dadurch, dass ich nun dank der App den genauen Überblick über das Stillen hatte, konnte ich freudig feststellen, dass auch die Abstände der Stillzeiten länger wurden. So gelangte ich zu einer Stillroutine von einem Drei/Vier-Stunden-Takt (davor waren es meist 1,5 bis 2 Stunden!).
Auch achtete ich genau darauf, dass das Baby während des Stillens nicht einschlief und auch danach noch eine kurze Zeit wach war, bevor es das nächste Schläfchen machte. So konnte Minimann in Ruhe verdauen und ich konnte sicher sein, dass er nicht durch die schläfrig machende Vormilch einschlief, sondern etwas später dann tatsächlich aufgrund von echter Müdigkeit.
Der Beginn:
Ich muss gestehen, dass es am Anfang echt hart und schon auch frustrierend war, sich auf eine strikte Routine einzustellen und sich plötzlich an genaue Vorgaben zu halten. Zu Beginn ist man dazu noch sehr an zu Hause gebunden, vor allem, was die Schlafens- und Essenszeiten betrifft. Doch als sich erstmal alles eingependelt hatte, waren wir alle drei mit unserer Routine und dem Alltag sehr zufrieden. Und was gibt es schöneres als ein zufriedenes und glückliches Baby!?!
Gina Ford entwickelte 9 aufeinander aufbauende Routinen für die ersten 12 Lebensmonate, welche sich jeweils im 2 Wochenrhythmus bzw. 3 Monatsrhythmus ändern.
Falls man nicht ab Geburt mit der Routine beginnen möchte, rät die Autorin, die Routine mit dem Wochen bzw. Monatsabschnitt zu wählen, die zu dem Zeitpunkt am besten zu deinem Kind passt.
Wir haben mit dem Einführen der Routine begonnen, als unser Minimann ca. 3 Monate alt war, und die Phase: Woche 6-8 gewählt.
Minimanns erste Routine:
7 Uhr/7.30 Uhr: Minimann wacht auf & Stillzeit/Fläschchen
8.00 bis 9.00: Spielzeit
9.00-10.00 Uhr: Morgenschläfchen (Kinderwagen oder Bettchen)
10.00-10.30 Spielzeit
10.30/11.00 Uhr: Stillzeit/Fläschchen
11.00-12.00 Uhr: Spielzeit
12.00 Uhr bis 14.00/14.30 Uhr: Mittagsschlaf (stets im eigenen Bettchen)
14.30/15.00 Uhr: Stillzeit/Fläschchen
15.00-16.00 Uhr: Spielzeit
16.00-16.30 Uhr: Nachmittagsschlaf (Kinderwagen oder Bettchen)
17.00 Uhr: Stillzeit/Fläschchen
17.30 Uhr bis 18.30 Uhr: Spielzeit
18.30/19.00 Uhr: Abendroutine (inkl. Stillzeit, Fläschchen) & Schlafenszeit
11.00 Uhr: Stillzeit/Fläschchen
03.oo Uhr: Stillzeit/Fläschchen
Wahrscheinlich wirkt dieser Ablauf auf den ersten Blick sehr abschrecken. Aber gerade für den Anfang fand ich es sehr hilfreich, genaue Strukturen und Vorgaben zu haben, woran ich mich orientieren konnte. Natürlich haben wir uns nicht immer ganz strikt an die Uhrzeiten gehalten, sind mal hier und da +- 30 Minuten abgewichen. Ziemlich schnell pendelte sich aber so ein guter Tagesablauf für uns alle ein, der uns richtig gut tat und mit dem wir alle auch sehr zufrieden waren.
Mit zunehmendem Alter variiert diese Routine natürlich. Die Abstände zwischen den Mahlzeiten werden länger, der Nachmittagsschlaf fällt irgendwann weg, genauso wie der Vormittagsschlaf und vor allem das nächtliche Stillen/Fläschchen beschränkt sich auf ein Minimum.
Das hat sich für uns geändert:
Mit Einführung des routinierten Tagesablaufes ergab sich also ein verlässliches Muster für unseren Familienalltag.
Anhand der festen Essens- und Schlafenszeiten wussten wir zum Beispiel genau, wann wir am besten Besuch empfangen oder Einkäufe etc. erledigen konnten. Zugleich wussten wir auch, dass unser Baby zu der Zeit meist zufrieden und ausgeglichen sein würde.
Ich habe mir zum Beispiel gerne Besuch ab 10.00 Uhr zu einem gemütlichen Brunch eingeladen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Minimann dann sein erstes Tagesschläfchen hinter sich und war wirklich immer total erholt und munter. Schön war es dann auch, „Me-Time“ mit meinen Freundinnen zu verbringen, wenn Minimann um 12 Uhr seinen Mittagsschlaf hielt und wir so noch ein Weilchen in Ruhe über Gott und die Welt quatschen konnten.
Oder aber der Besuch kam ab 15.00 Uhr zu Kaffe und Kuchen und einem gemütlichen Spaziergang im Anschluss.
Einkäufe habe ich dann gerne zur Zeit seines Nachmittagsschläfchens erledigt, dass heisst zwischen 16.00 und 17.00 Uhr.
Wenn kein Besuch angekündigt war, habe ich seinen Mittagsschlaf oft dazu genutzt, entweder selbst zu schlafen oder aber einfach ein bisschen Me-Time zu genießen.
Ebenso war es einfacher für mich, Arzttermine oder andere wichtige Termine in die Zeiten zu verlegen, in denen Minimann nicht gestillt werden musste bzw. später dann kein Fläschchen mehr brauchte.
Dass ein strikter Tagesablauf unserem Sohn guttat haben wir daran gemerkt, dass er auf einmal viel zufriedener, ausgeglichener und glücklicher war.
Mein Fazit:
Früher oder später pendelt sich in jeder Familie eine Routine ein, doch für uns persönlich hat sich ein früh eingeführter routinierter Tagesablauf absolut bewährt, denn unser Alltag mit Kind ist dadurch sehr viel einfacher und vor allem ausgeglichener geworden.
Klar sind wir auch heute noch, was die festen Schlafenszeiten unseres Kleinen angeht, eingeschränkter als manch andere Eltern. Denn zum Mittagsschlaf und der Zubettgehzeit am Abend müssen und wollen wir stets zuhause, im Hotel oder Ähnliches sein, damit unser Minimann in Ruhe ins Land der Träume tauchen kann. Aber gerade dadurch können mein Mann und ich Abends die paar Stunden Zweisamkeit genießen, die zwischen Minimanns und unserer eigenen Zubettgehzeit liegen. Wir können gemütlich eine Serie oder Film schauen, uns in Ruhe über verschiedene Dinge unterhalten oder aber auch einmal ausgehen, mit der Gewissheit, dass unser Kind, behütet von einem Babysitter, friedlich in seinem Bettchen schlummert.
Unserem Minimann selber hat die feste Struktur auf jeden Fall Halt und Sicherheit gegeben. Er weiß genau, wann etwas zu welcher Tageszeit geschieht und wann seine Schlafenszeit ist. Oft fordert er das Schlafen gehen von alleine ein, natürlich nicht, ohne auf seine geliebten Rituale zu verzichten. (Zum Thema Babyschlaf und Rituale wird es einen eigenen Artikel geben). Und trotz der festen Essens- und Schlafenszeiten können wir die Zeiten dazwischen ganz individuell und kreativ gestalten. Unsere Routine steht Minimanns freie Entfaltung also nicht ihm Wege!
Natürlich darf er am Wochenende oder Kita-freien Tagen auch mal länger aufbleiben, ganz klar! Und selbstverständlich kann ein Tag auch mal ganz anders ablaufen, als normalerweise, zum Beispiel, wenn wir im Urlaub sind oder auf einer Einladung. Aber wie heisst es so schön: Ausnahmen bestätigen die Regel! 😉
Bitte denkt daran, dass diese früh eingeführte Routine für uns funktioniert hat. Niemand sollte sich gezwungen fühlen, einem festen Tagesablauf folgen zu müssen, aber es sollte auch keiner dafür verurteilt werden, wenn er genau dies eben tut.
Folgt eurem Eltern-Instinkt, denn ihr allein wisst, was für euer Baby und für euch am besten ist!
Und jetzt ihr!
Wie ist es bei euch? Habt ihr auch einem strukturierten Tagesablauf oder lebt ihr mit euren Kindern in den Tag hinein? Ich bin gespannt, von euch zu hören und hoffe, der Beitrag war nicht zu lang?!
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